Vorlesen?
Wozu ist es gut?
Was fördert es?
Was man so erleben kann?
Vorlesen hat einen positiven Einfluss auf die individuelle Entwicklung des Kindes.
Regelmäßiges Vorlesen fördert soziales Empfinden und Verhalten, sowie das Sprachverhalten.
Im hektischen Alltag fehlt vielen Eltern jedoch die Zeit.
Da fällt mir doch gleich meine Oma ein; wie sie in ihrem großen blauen Sessel saß und uns zur Dämmerstunde nicht nur Märchen vorlas, sondern auch Geschichten von früher erzählte. Dies weckte naturlich unsere Neugierde. Und Oma erzählte immer wieder über ihr früheres Leben und wir stellten ihr immer wieder Fragen: Über ihre Kindheit, den Krieg, die Arbeit in der Landwirtschaft.
Lief die Zeit damals langsamer?
Ging es daher an den Schulen ruhiger zu?
Oder kommt es einem im Alter nur so anders vor?
Die Zeit soll ja immer schnelllebiger werden.
Ich zumindest habe schon immer gern gelesen und auch vorgelesen. Es fordert einen doch sehr heraus, selbst aus einem Bilderbuch mit wenig Text viel herauszuholen. Einen diebischen Spaß macht es mit verstellten Stimmen, passend zu den Protagonisten, zu lesen und die funkelnden Kinderaugen zu sehen. Ihre verzogenen Münder, die versuchen es einem nachzumachen.
Ein einschneidenes Erlebnis hatte ich in einer Flüchtlingsunterkunft. Kinder blätterten in den Büchern und schauten faziniert die Bilder an. Es gab Kinder, die hatten das Verlangen die Blumen im Buch zu küssen. Da hatte ich sie wieder gefunden: die Fazination Buch. Max und Moritz liebten sie wohl am meisten. Eines Tages saß ich mit auf der Couch und es wurde mir eben dieses Buch in die Hand gedrückt.
Was soll ich jetzt tun?
Die Kinder blickten mich mit großen Augen an und schienen auf etwas zu warten. Sie können weder deutsch noch englisch, wobei letzteres auch auf mich zutrifft. Aber ich tat das, was ich dachte, worauf sie warteten. Vorlesen! Ihre Augen hingen an meinen Lippen wie gebannt. Dann kam eine Stelle, wo selbst ich nicht weiter wusste. Wie ließt man eine explodierende Pfeife vor? Ein kleines Weilchen herrschte Stille - dann erfüllte ein lautes "Krawumm" den Raum. Eine Mama sprang auf und lief aus dem Raum. Ich hatte schon Angst irgend etwas in ihr aufgewühlt zu haben. Aber nein! Plötzlich waren noch mehr Kinder im Raum, die Mutter und noch einige andere und alle hingen wie gebannt an meinen Lipppen. Entweder sie kannten es nicht - oder ihre Zeit lief genauso langsam wie zu meinen Kindertagen. So oft habe ich Max und Moritz noch nie vorgelesen und das alles nur wegen dieses "Krawumms".
Dann stand dieses Seminar im Raum.
Wer möchte gern mitmachen?
Ich erinnerte mich an diesen "Max und Moritz Tag" und war dabei.
8 Stunden, die mir noch mehr Geheimnisse des Vorlesens näher brachten.
8 Stunden Spaß, wo wir wie Kinder unseren Spieltrieb auslassen konnten.
Ehrenamtlich habe ich, während einer Phase der Arbeitslosigkeit, in einer Grundschule meiner Stadt den Flüchtlingskindern vorgelesen. Aus Büchern meiner Kindheit, den Büchern, aus dem Paket von der "Stiftung Lesen". Wir haben gespielt, diskutiert, die Kinder selbst gelesen und sogar Yoga gemacht und hatten eine Menge Spaß.
Zum Nikolaus habe ich einem Jeden Kind ein Buch geschenkt, welche ich noch von der ZASt hatte. Eine größere Ehrung habe ich noch nie erlebt.
Die Freude über dieses eine kleine Büchlein kann man gar nicht beschreiben. Es wurde gar nicht erst aus dem Ranzen gepackt. Als die Kinder ihr Lieblingsbuch vorstellen sollten, war dies nur eines - das kleine Büchlein vom Nikolaus.
War dies etwa das einzige Buch was sie besaßen?
Haben sie diese Büchlein so verehrt oder wollten sie mir damit nur eine Freude bereiten?
Fragen die ich nie klären konnte, weil ich eine neue Arbeit begonnen habe.
Gerne würde ich weiter vorlesen, aber dies ist nicht mit meiner Arbeitszeit zu vereinbaren.
Schade das es an Schulen nicht mehr möglich ist.
Aber am Nachmittag in Kindergärten oder anderen Intuitionen (Raum Oschersleben) würde es gehen.
Nachfragen gern über den Kontakt.
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