Kennt ihr sie auch - diese modischen Irrungen und Wirrungen?
Habt ihr Lieblingssachen die ihr noch immer tragt, obwohl die Mode jetzt etwas anderes vorgibt?
Gerade heute ist es mir mal wieder passiert, dass mir eine Verkäuferin einen pinken und dunkelblauen Blaser angeboten hat. Die Farbe Pink wäre in der Saison Frühjahr/Sommer hoch modern. Beide Farben ließen mich ziemlich blass aussehen. Eine grüne Wetterjacke mit Libellen, Blümchen und Schmetterlingen drauf, war auch noch im Angebot. Grün passt mehr in mein Konzept, aber dieses bunte Getier gefällt mir nicht. Ich entscheide mich für eine hellgraue Wetterjacke. So einer, nach der ich schon lange gesucht habe. Schön dünn, die man auch schnell mal in eine Tasche oder den Koffer knörkeln kann. Eigentlich bin ich ja ein farbenfroher Mensch, aber diese Jacke hat es verdient von mir getragen zu werden. Ich habe mich einfach wohl darin gefühlt. Da ist mir doch die jetztige Mode echt egal.
Mut wird belohnt
Edda, die ihre Rundungen immer gut versteckte und nur die Farben Grün, Braun, Beige, Grau und Schwarz trug, lässt sich auf ein Abenteuer bei einem Belohnungskauf ein.
Robert, der neue Mann in ihrem Leben, kennt sie nur so. Er ist auch nicht verwundert, als sie sich ihm im Schlabber-Outfit, zum Joggen im Park, vor ihm präsentiert. Er ist jedoch entzückt, als sie sich ihm in ihrem zitronengelben Kleid zeigt. Wie sie sich vor ihm in diesem schwingenden Kleid dreht und Freude daran zu haben scheint. Ihre Rundungen lassen sie recht fraulich erscheinen
Mit der Liebe zu Robert wächst auch ihr Mut. Zum Tanz trägt sie etwas, was ich nie im Leben so getragen hätte.
Sie trägt ein ärmelloses, buntes Kleid. Dieses verzieren blaue Königslilien, die sich über die Träger, den Rücken, das Dekollete und den Rock erstrecken. Alles fein gedruckt auf Pink. Um ihre Taille ein schwarzer Gürtel. Das kurze Kleid endet oberhalb der Knie und schließt mit einem breiten Saum ab. Der Rock ist nicht enganliegend, sondern eher schwingend. Rote Sandaletten sollen ihr den notwendigen Halt auf der Tanzfläche geben. Für drunter entscheidet sie sich für einen weißen String mit breitem Spitzenbund und einem weißen Spaghetti-Top. Den krönende Abschluss bildet dann ein elegater Sommermantel.
Ich identifiziere mich da doch eher mit zitronengelben Kleidern, und kleinen sommerleichten Strickjäckchen, die sie meiner Vorliebe für die Schauspielerin Saskia Vester, zu verdanken hat.
Auffallend
Ich mag zwar bunte Farben, aber ich scheine wie Edda unauffällig durchs Leben zu wandeln. Wir staunen gemeinsam über diese Paradiesvögel die uns im Laufe unseres Lebens begegnet sind. Was sich in Kleinstädten und auf dem Land versteckt abspielte (oder man wollte es nicht sehen), begegnete einem in der Großstadt auch schon zu DDR-Zeiten. Junge geschminkte Männer, mit schicken Fönfrisuren und kleinen Handtäschchen unter den Arm geklemmt, die durch die Stadt flanierten, gab es bei uns nicht. Erst viel später nahm man solche Personen auch bei uns in der Öffentlichkeit wahr - als man sich traute sich zu outen.
Alternative, die nach nichts aussehen und doch auffallen. Wenn sie im Supermarkt an der Kasse den ganzen Verkehr aufhalten, weil sie einen ganzen Bierkasten mit ihrem Klimpergeld, was sie gerade mühevoll aus ihren ausgebeulten Hosentaschen hervorgezaubert haben, bezahlen wollen und das Geld doch nicht reicht
Und dann... begegnet mir so etwas.
Ein mindestens 30 cm hoher Spieß ganz vorne und immer kleiner werdende nach hinten weg auf einem zarten Mädchenkopf. Ein jeder schillerte in einer anderen Farbe.
Dieser Spieß kommt frontal auf mich zu.
Plötzlich geht der Schuh auf!
Der Spieß bückt sich.
Wie eine Stichwaffe zeigt der längste Spieß auf mich.
Ich bremse ab!
Das gut gestärkte Ding macht mir dann doch etwas Angst.
Dann richtet sich der Spieß wieder auf, grinst mich an und stackelt auf fast so hohen Absätzen, wie der längste Spieß, davon. Erst da fallen mir der super kurze Fummel und die zerrissene Netzstrumpfhose auf. Das Netzshirt, welches sie gut über ihr Top drapiert hat.
Alles in schwarz. Nur ihre Haare zeigten sehr viel Farbe.
Wieviel Mühe wird dieses freundliche Wesen wohl in ihre Erscheinung gesteckt haben?
Ein Mensch der nicht nur freundlich sondern auch kreativ ist.
Sehr auffallend!
Das mag ich.
Ist so ein Wesen es nicht wert, Edda zum Staunen zu bringen?
So hielt Miss Punk, wie Edda sie nannte, Einzug in das Buch "Edda - Eine Frau entdeckt das Wahre Leben.
schrill
Elsa die es liebt sich chic aber dezent und zurückhaltend zu kleiden, hat heute ein Erlebnis der besonderen Art. Für einen Kneipenbesuch kleidet sie sich ein. Sie trägt eine hautenge Jeans, ein kleines Hängerchen und Ballerinas. Containerkalle hat sich mit seinen gesammelten Markenklamotten echt schnieke gemacht. Dafür liegt der Platz unter eine undefinierbaren Duftglocke. Dann hat Walburga, Elsas Freundin, ihren großen Auftritt. Alle schauen ihr stumm entgegen. Stille legt sich über den ganzen Platz, Elsa klappt die Kinnlade herunter. Ihr Mund öffnet sich - doch kein Laut entweicht ihm. Walburga schlägt total über die Stränge. Wenn es auch ein wenig geflunkert und übertrieben ist, aber solche Kleidungsstile begegnen einem fast täglich auf der Straße.
Walburga, gekleidet wie ein Papagei, nähert sich langsam. Ihr pinkes, hautenges Shirt, scheint einen schnellen Tanz mit dem grünen, schwingenden Rock zu vollführen. Mindestens 12 cm hohe Absätze zieren ihre goldfarbenen Riemchensandaletten. Jedenfalls flimmert es bei dem Anblick vor meinen Augen. Der schwarze Nietengürtel, den sie locker um ihre Taille gelegt hat, lockert das Flimmern etwas auf.
Dann steht sie auch schon vor mir. Herausgeputzt wie ein Pfingstochse. Mit einem knallroten Lippenstift, hat sie ihre Lippen noch wuchtiger gemalt, als sie schon sind. Ihre Lieder sind in einem dunklen Violett geschminkt, obwohl ihre Augenfarbe braun ist. Ein dunkles, braunes Make up ziert ihr Gesicht. Aber eben auch nur dieses. Der Rest drumherum zeigt weiterhin ihre Blässe. Ihre Haare hat sie hochgesteckt - darin viele kleine Blümchen drapiert. Ein süßlich blumiger Duft scheint sie zu umhüllen.
anders als alle anderen
Wer kennt das nicht, dass einem auf Ämtern immer wieder Menschen begegnen, die nicht der Norm entsprechen. Die mit ihren speckigen Hosen Stühle besetzen, auf die man sich dann selber nicht zu setzen wagt. Auch Elsa begegnet solchen Typen auf der ersten Busfahrt ihres Lebens.
Schon an der Bushaltestelle fängt alles an.
Schmierige Typen mit wilden Frisuren und Zottelbärten warten dort schon auf den Bus zum Amt. Die Frauen sehen nicht minder ungepflegt aus. Und erst die Gerüche, welche sich rund um Elsa ausbreiten. Vom Schweiß, bis hin zu Knoblauch und dem billigstem Fusel, reicht die Palette. Ihre Nasenflügel zucken. Die fiesen Gerüche dringen bis tief in ihre Nase. Beißen ganz heftig zu. Ganz weit oben. Wo man nichts gegen tun kann. Wieder steigt in Elsa eine stille Wut auf. Ich finde es eine Zumutung mit dem Bus fahren zu müssen.
Erhobenen Hauptes stöckelt Elsa mit ihren Absatzschuhen in den Bus hinein. Dieser Auftritt hebt sie von den Personen um mich herum ab.
urlaubsmäßig
Da Elsa sich in einem sozialkritischem Terrain bewegt, habe ich verschiedene Faktoren mit eingebaut. Auch auf dem Arbeitsamt begegnen einem Personen, welche nicht in das vorherrschende System passen. Da begenen einem schon des öfteren verwunderliche Kleidungsstile. Auch Elsa begenet einer solchen Person. Sie, die chic gekleidete Frau, wird von einem Teddybären, der gerade aus dem Urlaub zu kommen scheint angesprochen. Und wieder diese Vorurteile zu Menschen die anders sind als der Großteil der Bevölkerung.
Elsa spricht von hinten ein Mann an. Verwundert schaut sie diesen an.
Dieser kleine Teddybär, scheint direkt aus dem Urlaub hierher geeilt zu sein. Seine Bekleidung sieht total danach aus. Turnhose, Bermudahemd, weiße Socken und ein paar ausgelatschte Schlappen. Irritiert nimmt sie wahr, wie er ganz bewusst seine Ganzkörperbehaarung zur Schau trägt. Weit geöffnet trägt er sein Hemd. Seine Löckchen quellen aus dem Ausschnitt, Sie drängen seine Goldkette, die er um den Hals trägt, in den Hintergrund. Elsa bekommt kein Wort heraus. Mustert ihn mit offenem Mund.
Sollte man solche Menschen verurteilen, ohne das man in sie hineingeschaut hat?
Man kennt ja nicht die Gründe.
Ist es Armut?
Fühlen sie sich nur so wohl?
Schwierige Fragen.
Darum sollte man niemanden verurteilen.
Auch ich falle manchmal mit meiner Unauffälligkeit aus der Norm.
Man sollte sich immer so kleiden, wie man sich wohlfühlt.
So halte ich es, und viele andere auch.
Und dann gibt es die Leute die gerne an anderen herumnörgeln, weil deren Kleidungsstil nicht in ihr Konzept passt.
Finger hoch, wem das noch nie passiert ist.
Und manchmal ist man auch für gute Tipps dankbar.
Verflixte Kleidungswelt.
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