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Wenn man in alten Erinnerungen schwelgt

Die Idee ist ja nicht schlecht, wenn man über das Leben in der DDR schreiben möchte. Naklar wird es Dinge geben, die Kinder von heute nicht kennen, aber ich habe auch festgestellt, dass dieses Leben nicht soviel anders war.

Abenteuer gibt es immer zu erleben - ob Radtouren, oder auch Prinzessin sein.

 

Irgendwie ist alles gleich und doch ganz anders

 

Prinzessin war man zum Fasching, aber auch zu Hause. Dabei mussten Muttis Unterröcke herhalten und natürlich auch ihre Absatzschuhe. Leider klapperten sie bei uns nicht so schön, Da sie riesen groß waren, schlürften wir über den Hof zwischen den Hühnern entlang.

Meine Nichte war auch gern Prinzessin zum Fasching - aber auch zu Hause, wo sie mit ihrem Prinzessinenfaschingskostüm mit ihrem Trettraktor über das Grundstück fuhr und sich das schöne Kleid aufschlitzte.

 

Das Projekt kann starten

 

Man befindet sich wieder mittendrin.

Schreibt diese Geschichten nieder und füllt sie wieder mit Leben aus.

 

Ich sehe diese Jungen wieder, die sich selbst zu meinem Geburtstag eingeladen haben und die Gästezahl von drei auf acht hochkatapulltierten.

Die Opas Sofa und Omas blauen Sessel zu Trampolinen machen, uns Mädchen zeigen wie man mit einem Stuhl laufen kann und Mama der Verzweiflung nahe ist. Aber das Verrückteste an diesem Tag ist der riesen Geburtstagstulpenstrauß, den mir ein Junge überreicht. Das zu einer Zeit, in der ein Strauß aus nur fünf bis sieben Stängeln besteht. Ein paar Tage später stellt sich heraus, das es ein Fleuropstrauß für den Friedhof war. Westbesuch hat sich angekündigt und die Mutter dieses Jungen versucht den riesen Fleurop-Tulpen-Strauß zu ersetzen.

 

Ich sehe Oma in ihrem großen blauen Sessel sitzen und Märchen oder Geschichten aus ihrem Leben erzählen. Es ist Dämmerstunde und wir Kinder sitzen mit leuchtenden Augen und glühenden Wangen vor ihr und lauschen dem Erzählten. Die Eisblumen beginnen langsam die Fensterscheiben zu erklimmen und die züngelnden Flammen im kleinen Ofen erhellen den Raum.

 

Ich finde mich in der Bodenkammer wieder, wo kleine Schneeflöckchen lautlos zu Boden segeln und ihn mit einer puderzuckerartigen Decke überziehen. Ich sehe mich vor dem Schrank, wo ich schon viele Schätze geborgen habe. Jetzt, genau in dem Moment, finde ich eine alte Laterne mit der wir, mein Bruder, meine Mutter und ich eine Nachtwanderung durch die verschneite Landschaft machen und den Abend bei einer heißen Tasse Kakao ausklingen lassen.

 

Ich sehe unseren Westbesuch vorfahren. Die Großstadtkinder erobern den Hof. Hühner, Kanninchen und die riesige Schweinekuh waren da wohl das Highlight. Die Tochter ritt gern auf eben dieser. Ihr Bruder fuhr gern mit dem Opa auf dem Pferdefuhrwerk durch unsere kleine Stadt. Kurz vor der Abreise sorgte auch er für ein Highlight der besonderen Art. Er hatte den Opa einfach mal gefragt, wie denn sein Pferd heißt. Nur dumm, dass es genau so hieß wie seine Mama.  Mein Opa war nicht nur spontan, er war auch schlagfertig. Denn Viecher hatten bei ihm keinen Namen. Als der Junge diese Botschaft am Abendbrotstisch bekanntgab, war der Abend gelaufen. Alle Blicke hingen auf dem Opa. Aber den ließ es kalt.

 

Ohne das wir es wussten, klappte bei uns die Inklusion ganz gut. Moni, die am Down -Syndrom litt, war sehr gut in unsere Kinder-Haus-Gemeinschaft integriert.

Ich sehe sie, wie sie uns Ewigkeiten Heino-Lieder vorsingt, wie sie uns Mädchen mit Zirkusvorstellungen beglückt und die Jungen als Pferde, Elefanten und gar Raubtiere im Kreis herumjagt und selber als Zirkusdirektor und Clown auftritt. Ich sehe sie wie sie meinen Bruder übermächtig drückt und ihn mit ihren zuckersüßen Schlabberküssen übersät und uns am Mittagstisch verkündet, dass ihr Lieblingsessen Heweglöse mit Zzzzsahne wäre. Bei uns gabs leider nur Kirschen dazu. Aber auch das schmeckte ihr.

 

Wie eine wertvolle Perlenkette

 

reiht sich inzwischen eine Geschichte an die andere und immer weitere entstehen in meinem Kopf.

Kurz und knapp in meinem Erinnerungsbüchlein, malen diese Geschichten sich immer bunter auf dem Papier aus.

Aus ein paar Sätzen werden Seiten, die die Geschichten plastisch erscheinen lassen.

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